Von der Otago-Halbinsel nach Dunedin
Am Abend des 18.10.2017 fuhren wir noch bis in die schottisch geprägte Stadt Dunedin (gesprochen: Daniden). Denn am nächsten Morgen wollten wir früh auf die Otago-Halbinsel aufbrechen, um zunächst das Royal Albatross Center zu besuchen.
Wir blickten eine halbe Ewigkeit erwartungsvoll in den Himmel, konnten aber leider keine Albatrosse sehen. Eine Tour mit dem Albatross Express haben wir nicht gewagt, da es zu dieser Jahreszeit als eher unwahrscheinlich gilt, dass die brütenden Albatrosse tagsüber bei ihren Brutplätzen anzutreffen seien. Für diese Ungewissheit erschienen uns 50 NZD p. P. zu kostspielig…
Immerhin bekamen wir sowohl einen Königslöffler, als auch einen Kormoran zu Gesicht!
…und natürlich jede Menge Rotschnabelmöven…
Bereits vor einigen Jahren hatten wir in Deutschland eine Dokumentation über den “Pinguin Place” auf der Otago-Halbinsel gesehen, die sofort unser Interesse weckte.
Im Jahr 1985 hatte Howard McGrouther auf seinem Farmland acht Paare brütender Gelbaugenpinguine entdeckt. Daraufhin schützte er das Brutgebiet und baute sogenannte Trenches, durch die er später Touristen führte. In diesen Trenches, bei denen es sich um überdachte Gräben handelt, könne der Pinguin ausschließlich den Kopf des Menschen erkennen und halte diese “kleine Gestalt” für ungefährlich. Der Beobachter kann dadurch die Pinuine in ihrer natürlichen Umgebung betrachten. Ob der Mensch den Pinguin dabei nicht stört, bleibt dahingestellt.
Wir besuchten den Pinguin Place und schlossen uns für 54 NZD p. P. einer Führung an. Ricky, unser Ranger, erklärte uns zunächst einige wichtige Fakten über die Pinguine. So berichtete er, dass selbst in diesem geschützten Gebiet die Anzahl der brütenden Paare in den letzten Jahren drastisch gesunken sei.
Danach durften wir einen Gelbaugenpinguin und einen Kronenpinguin im “Pinguin Place Hospital” besuchen. Das Hospital beherbergt zurzeit diese beiden Pinguine, welche aus der freien Wildbahn stammen, da sie völlig unterernährt ärztliche Hilfe benötigten.
Neben den gefährdeten Gelbaugenpinguinen ist der Pinguin Place auch Heimat für Seelöwen, Rotschnabelmöven, Mantelmöven und die kleinste Pinguinart der Welt: den Blauen Pinguin.
Zunächst konnten wir weit und breit keinen Gelbaugenpinguin erspähen. Geduldig folgten wir dem Weg in den überdachten Trenches.
Da erblickten wir einen Gelbaugenpinguin in einem der Brutplätze, der wärmend auf seinem Nest lag. Gelbaugenpinguine sind sehr scheu und lieben, so Ricky, ihre Privatsphäre. Sie haben nicht nur eine Abneigung gegen Menschen, sondern auch gegen andere Pinguinpaare, so dass sie immer nur alleine auf einem relativ weiten Terrain angetroffen werden können. So sahen wir an diesem Tag lediglich diesen einen Pinguin in der freien Wildbahn. “Das ist eben die Natur, sie lässt sich nicht planen” sagte Jens zu Ricky und den anderen etwas enttäuscht dreinblickenden Besuchern…
Der Gelbaugenpinguin im Hospital hatte inzwischen, dank der Hilfe des Pinguin Place, wieder ordentlich an Masse zugelegt und war schon bald bereit, um wieder in die freie Wildbahn entlassen zu werden. Sein schönes gelbes Band am Kopf, hatte der Kleine allerdings noch nicht ausgebildet.
Der Kronenpinguin, der ausschließlich auf den zu Neuseeland gehörenden Bounty- und Antipodeninseln vorkommt, verstand sich mit dem entspannten Gelbauge indes nicht sehr gut…
Immer wieder gab es lautstarkes Machtgerangel zwischen den beiden. Dabei wollte doch der Gelbaugenpinguin nur seine Ruhe haben…
Der Kronenpinguin war von Naturschützern auf einer der kleinen Inseln im Südpazifik aufgesammelt und völlig entkräftet in das Hospital gebracht worden. In den nächsten Wochen würde er wieder zurückgebracht und ausgewildert werden.
Wir hatten nach dem Besuch des Pinguin Place gemischte Gefühle. Zum einen war das Geld von umgerechnet 32 Euro p.P. sehr gut investiert, zumal das Hospital und die eigens für die gefährdeten Tiere eingestellte Pinguin-Forscherin viel kosten. Zum anderen wirkte es so, als sei der Bestand eventuell auch deswegen zurückgegangen, weil die Touristen die Pinuine trotz der Trenches störten. Fakt ist, dass es mittlerweile nur noch vier Nester, ergo vier brütende Paare, beim Pinguin Place gibt. Davon ist lediglich das eine, welches wir sahen, von den Trenches aus zu beobachten. Wer sich also für einen Besuch im Pinguin Place entscheidet, sollte es eher als Spende für eine zweifellos sehr gute Sache ansehen, aber nicht Scharen von freilaufenden Pinguinen erwarten.
Unseren nächsten, aber nur kurzen Stopp, legten wir in der Sandfly Bay ein.
Nach einem ca. 5-minütigen Spaziergang hatten wir einen schönen Ausblick auf die Bay.
Auf dem Weg Richtung Dunedin genossen wir immer wieder die schöne Landschaft der Halbinsel.
Zunächst waren wir dem Gedanken auf die Otago Peninsula gefahren, möglichst viele Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen. Leider stellten wir schnell fest, dass alle Gebiete in denen Tiere vorkommen, privates Land sind und lediglich nach Bezahlen hoher Eintrittsgelder betreten werden dürfen. Etwas enttäuscht fuhren wir nach Dunedin, wo wir einen kurzen Stopp im prachtvollen Bahnhof einlegten.
Gegen Nachmittag statteten wir der steilsten Straße der Welt noch einen kurzen Besuch ab, konnten uns aber zuerst gar nicht vorstellen, dass diese noch steiler als die Lombard Street in San Francisco sein sollte.
Wir wurden allerdings eines Besseren belehrt!
Hinauf fuhren wir die Straße aber nicht… Wer weiß was “Henry” – unser Campervan – dazu gesagt hätte.
Am Abend kamen wir gerade noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang an unserem nächsten imposanten Ziel an…