Neuseeland – Südinsel Teil XIV

Christchurch – Die Stadt der Herzen

Nachdem sich unsere weichen Knie wieder beruhigt hatten, starteten wir von Ashburton Richtung Christchurch. Auf dem Amber Kiwi Holiday Park konnten wir unseren Camper für die nächste Nacht für knackige 51 NZD parken. Wir wollten heute noch unbedingt die Stadt besichtigen, von der wir bereits so viel gelesen hatten.

Zunächst parkten wir kostenlos im Botanischen Garten, von wo aus wir per pedes die Innenstadt erkundeten.

Zuvor hatten wir uns über die Geschichte von Christchurch erkundigt und waren uns bewusst, dass der Großteil der Stadt durch die Erdbeben in den Jahren 2010 und 2011 fast komplett zerstört worden war. In 2010 war Christchurch bereits von einem Erdbeben der Stärke 7,1 von 10,6 auf der Momenten-Magnituden-Skala heimgesucht worden. Es wurden damals viele Gebäude zerstört.

Im Jahr 2011 traf es die Stadt erneut mit einem Beben der Stärke 6,3. Dabei wurde nicht nur der größte Teil der Stadt zerstört, sondern es kamen auch 185 Menschen zu Tode.

Die gesamte Innenstadt war geprägt von Gebäuderuinen, Absperrgittern und Warnschildern.

Besonders schlimm hatte es die ChristChurch Cathedral getroffen, deren Kirchturm komplett zusammengestürzt war.

 

 

 

 

Gebäude in der Oxford Terrace
Die New Regent Street ist wieder fast vollständig aufgebaut.

 

 

 

Trotz der Schicksalsschläge, die Christchurch in den vergangenen Jahren immer wieder hinnehmen musste, stecken die Einwohner den Kopf nicht in den Sand. Sie gründen Vereine zur Verschönerung der Stadt, sammeln Ideen und bauen Stein auf Stein alles wieder auf.

Container sieht man in Christchurch überall. Sie sind für die Stadt und ihre Bewohner ein Werkzeug, das für alles eingesetzt wird. Bei der Kreativität sind keinerlei Grenzen gesetzt.

So dienen sie nicht nur als Halt für einsturzgefährdete Gebäude, sondern auch als Läden und Wohnhäuser.

 

Nach und nach bildete sich die Container-Mall, die sich in der Cashel Street wie eine eigene kleine Stadt etablierte.

 

 

Künstler aller Art können und sollen sich in der Stadt ausleben. Mit Herzblut gestalten sie Gebäudemauern, Ruinen und öffentliche Plätze.

 

 

Sogar die zerstörte ChristChurch Cathedral wurde in neuem Stil wieder aufgebaut.

In Gedenken an die 185 Opfer des Erdbebens im Jahr 2011 wurde ein “Earthquake Memorial” mit 185 weißen Stühlen erbaut.

Der Besucher wird gebeten auf einem für ihn passenden Stuhl Platz zu nehmen und seine Gedanken zu sammeln. In einem öffentlichen Kondolenzbuch darf man den Angehörigen der Opfer ein paar Worte des Beileids und der Hoffnung hinterlassen.

Überall in der Stadt entdeckten wir Zeichen der Hoffnung und Zuversicht.

“Hier wachsen Kräuter, die Dich heilen”. Vor dem Zaun wuchs Petersilie, Schnittlauch und Basilikum.
An einigen Tagen in der Woche treffen sich die Einwohner auf dem Platz vor der zerstörten ChristChurch Cathedral und trinken Kaffee, essen Kuchen und verkaufen Handgemachtes.

Eines der teuersten Projekte der Stadt ist der Wiederaufbau des Gebäudekomplexes im Worcester Boulevard, in welchem sich auch das Department of Conservation befindet.

Am nächsten Morgen mussten wir uns bereits um 10:00 Uhr von unserem Campervan verabschieden und verbrachten den Rest des Tages im Museum “Quake City”. Wir wollten uns in diesem Museum, welches den Besucher über die Geschehnisse der Erdbeben in den Jahren 2010 und 2011 informiert, noch einmal genau über die Lage von Christchurch erkundigen.

Wir empfanden die Ausstellung als sehr informativ und mit einem Eintritt von 20 NZD p. P. unterstützt man zusätzlich den Wiederaufbau der Stadt. Das Museum ist interaktiv gestaltet. In einem Film erzählen einige Einwohner der Stadt von ihren Erlebnissen während des Bebens. Die Interviews sind sehr bewegend und geben dem Betrachter einen Einblick in die schrecklichen Sekunden des 22.02.2011. Eine Angestellte der ChristChurch Cathedral zum Beispiel berichtete, wie der Kirchturm über ihr zusammenstürzte und sie um ihr Leben bangte.

Langsam neigte sich die Zeit in Neuseeland und auch unserer dreimonatigen Reise dem Ende zu. Am Abend hob unser Flieger Richtung Dubai, mit einem Zwischenstopp in Sydney, ab. Von Dubai aus ging es dann noch einmal für sieben Stunden in den Flieger bis Frankfurt. Bei deutschem Regenwetter landeten wir mit leichten Turbulenzen. Nach einer dreistündigen Zugfahrt kamen wir dann schließlich am Abend, nach gut 32 Stunden Reisezeit, am Bahnhof in Hildesheim an. Dort wurden wir herzlich von meinen Eltern empfangen, die heilfroh waren, dass wir nach einer solch langen Zeit wieder zurück waren.

Eine unglaubliche Zeit mit unzählbar vielen Eindrücken lag hinter uns. Noch heute sind wir mitten in der Verarbeitung unserer Erlebnisse…

 

2 Gedanken zu „Neuseeland – Südinsel Teil XIV

  1. Wow, so kontrastreich war eure Tour. Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Nein, wohl eher in stillem Gedenken die Eindrücke aufsaugend. Ich kann mir gut vorstellen, dass so etwas länger in den Kleidern steckt als ein sonniger Tag am Strand. Sehr beeindruckend! Danke, dass wir auf diesem Wege daran teilhaben dürfen!

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