Reise durch den Oberharz – Teil 4

Zum Glück: Glück auf!

Weltkulturerbe Rammelsberg – Wolfshagen

Das verdächtige Plätschern am heutigen Morgen verriet bereits vor dem Öffnen der Vorhänge, was draußen vor sich ging. Es regnete und zwar in Strömen! Und laut der Wettervorhersage war auch zunächst keine Besserung in Sicht. Wir überlegten: “Was wohl bei diesem harzmäßigem Wetter unternehmen?”. Zum Glück hält der Harz für jede Wetterlage Sehenswertes bereit, so dass es sogar fast schwer fällt, sich zu entscheiden.

Wir entschieden uns nach kurzer Recherche für einen Besuch im Erzbergwerk Rammelsberg. Und auch dort konnte man sich wieder entscheiden! Möchte man mit dem Schrägaufzug über Tage oder der Grubenbahn unter Tage fahren?

Das Wetter nahm uns die Entscheidung ab und wir buchten eine geführte Tour mit der Grubenbahn. Die Tour sollte eine Stunde dauern und kostete 16 Euro pro Person.

Kleiner Tipp: Wer mehr als eine Tour machen möchte, sollte direkt  eine Tageskarte mit zwei oder drei Führungen buchen. Man spart gutes Geld und kann eine längere Zeit im Bergwerk verbringen. Allerdings muss man dabei auch an das Museum denken, in dem man auch mehrere Stunden verbringen kann.

 

Bereits nach zwei Minuten nach Ankunft in der Lohnhalle – dem heutigen Kassenbereich – wurden wir mit Sicherheitshelmen ausgestattet und schon ging die Reise unter Tage los.

Unser Bergwerksführer, Herr Eisenhofer – welch passender Name! – begrüßte uns in der Mannschaftskaue gut gelaunt mit einem herzlichen “Glück auf!” und erklärte direkt die ersten wissenswerten Details. Im Bergwerk wurde über 1000 Jahre lang Erz abgebaut. Erst 1988 war der “Berg leer”, so dass der Betrieb eingestellt und das Werk zu einem Besucherbergwerk umgestaltet wurde.

In der Mannschaftskaue, der auf dem Bild dargestellten Halle, wurde die Bekleidung der Bergarbeiter an Ketten aufgehängt und unter die Decke gezogen. Vor der Arbeit, die private Straßenbekleidung und nach der Arbeit, die klamme Arbeitsbekleidung. Da warme Luft immer nach oben steigt, wurde die Kleidung unter der Hallendecke schnell trocken und konnte am nächsten Tag wieder getragen werden.

In einem kleinen Raum neben der Klaue befinden sich die Duschen der Bergarbeiter. Um die damalige Situation realitätsgetreu nachzustellen, haben wir an dieser Stelle weder Kosten noch Mühen gescheut:

Von der Mannschaftskaue wurden wir in die Lampenstube geführt. Dort konnten wir alle erdenklichen Arten der Grubenlampen bestaunen. Von altertümlichen Öllampen, über Lampen mit Batterie und Akkubetrieb. Auch zu betrachten gab es die sogenannten Froschlampen, zu welchen es im Museum eine Sonderausstellung zu betrachten gab.

Über die Lampenstube gelangten wir in den Einfahrtsbereich der Grubenbahn.

In einem Wagon der Grubenbahn wurden früher bis zu 10 Arbeiter unter Tage gebracht. Wir saßen lediglich mit drei weiteren Personen in einem Wagon und konnten uns kaum bewegen. Gebückt, mit eingezogenem Kopf, betraten wir den Wagon und rückten zusammen. Für Personen mit Klaustrophobie ist diese Tour auf keinen Fall zu empfehlen!

Die Grubenbahn knatterte los und wir fuhren immer weiter in den Berg hinein. Nach ein paar Minuten waren wir im Zielstollen angelangt.

Per Pedes ging es nun weiter in den Stollen hinein.

Unser erster Halt war der Seilfahrtkorb, der früher die Bergarbeiter in die unterschiedlichen Stollen auf insgesamt 13 Ebenen transportiert hat. Der Korb fuhr dazu einige hundert Meter tief. Mittels einer Klingel gaben die Bergleute ein Signal, um zu zeigen, in welchen Stollen sie einfahren wollten. Einmal klingeln, hieß eine Etage tiefer und so weiter. An dieser Stelle erklärte Herr Eisenhofer, dass es bei den Bergleuten lediglich das Wort “fahren” gebe. Es wird überall “hin- oder eingefahren”. Zum heutigen Zeitpunkt hat das Grundwasser bis auf 30 Meter alle Stollen geflutet. Pumpen laufen in Dauerschleife und verhindern das endgültige Überschwemmen der übrigen Stollen.

 

In das Erz wurden zunächst mit Druckluftbohrhämmern an mehreren Stellen Löcher gebohrt.

Ein solcher Bohrhammer mag zunächst harmlos daher kommen. Er wiegt allerdings rund 20 Kilogramm und macht einen wahnsinnigen Lärm. Ich durfte in den Genuss kommen mal mit einem dieser Hämmer zu bohren. Mehr als 10 Minuten hätte ich das allerdings nicht ausgehalten, da das Gewicht und die rüttelnde Bewegung ziemlich Kraft zehrend ist:

Im Anschluss wurde in die Löcher Sprengstoff ein- und eine Sprengung durchgeführt.

Auf die Demonstration der Sprengung hat Herr Eisenhofer zwar verzichtet, es gab aber eine realitätsnahe Simulation mit LED-Lichtern. Innerhalb von 20 Millisekunden Zeitunterschied wurden die vielen Sprengsätze gezündet und brachten so mehrere Tonnen Erz zum bröckeln.

Die Erzbrocken mussten dann mit einer Eisengabel in die Förderkörbe verfrachtet werden, die über ein Schienensystem wieder zu Tage gebracht wurden.

Nach der wirklich sehr zu empfehlenden Tour unter Tage, besuchten wir noch die verschiedenen Abschnitte des Museums. Auf dem oberen Bild ist das genannte Schienensystem und das Mundloch des Stollens zu sehen.

Das Museum befindet sich in den Räumlichkeiten des früheren Bergbaubetriebes.

Eine weitere Tour, welche man vielleicht eher bei schönerem Wetter besuchen kann, ist die Fahrt mit dem Schrägaufzug. Dieser brachte das Erz in die einzelnen Ebenen der Weiterverarbeitung.

Nach einem Kaffee und einem Stück Kuchen in der Bergwerkskantine, fuhren wir für eine kleine Wanderung nach Wolfshagen.

Wir hatten bereits auf dem Weg um den Granestausee von dem Städtchen gelesen und wollten zum Abschluss des heutigen Tages eine kleine Wanderung unternehmen.

Wir entschieden uns für den Diabas-Steinbruch-Rundwanderweg, der über 3,3 Kilometer einmal um den Steinbruch von Wolfshagen herumführt.

Leider fing es bereits während unserer Tour an zu dämmern und wir mussten den Rest des Weges mit Taschenlampe bestreiten. Dafür hatten wir einen wunderbaren Blick auf den renaturierten Steinbruch, der wieder vielen Pflanzen und Tieren nach 100 Jahren des Diabas-Abbaus eine Heimat bietet.

Nach gut einer Stunde kamen wir wieder am alten Schweden an.

Zurück in Hahnenklee, besuchten wir erneut das Restaurant “Zum Kachelofen” und freuten uns über das sehr leckere Essen.

Schon am ersten Abend in Hahnenklee hatten wir entschieden, noch weitere Bilder der Stabkirche zu machen. Leider hatte es inzwischen angefangen fürchterlich zu regnen. Nichtsdestotrotz machten wir uns mit Stativ und Kamera auf zur Kirche. Nach einer kleinen Kletteraktion im Tiefschnee erreichten wir den für uns perfekten Platz mit der perfekten Perspektive.

Leider verwehrten uns Wolken die freie Sicht auf die Sterne.

 

 

Klatschnass, aber mit tollen Fotos im Gepäck, kehrten wir zurück zum Blackcoms Erika, wo wir jetzt  – bereits wieder trocken – den letzten Abend unseres Harztrips ausklingen lassen.

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