Tag 1
Hildesheim – Los Angeles
Am 26.09.2015 um 07:35 Uhr holte uns das bestellte Taxi ab und brachte uns zum Hauptbahnhof Hildesheim. Um 08:07 Uhr ging es dann mit der Schnellbahn zum Flughafen Hannover-Langenhagen, wo um 11:20 Uhr der Flug nach London-Heathrow startete. Bereits nach anderthalb Stunden kamen wir in London an. Um 14:08 Uhr hoben wir dann mit unserem Airbus-777-300 Richtung Los Angeles ab! Für die nächsten elf Stunden sollten die Sitzplätze unseres Airbusses unsere Wohlfühloase sein. Nur “bereits angekommen” kann schöner sein! Den Start begrüßten wir zunächst einmal mit einem Glas Wein und sahen uns Filme auf unseren eigenen Fernsehern an. Für Menschen die bereits des Öfteren Fernreisen unternommen haben, scheint das überschwenglich zu klingen, aber im Vergleich zu unserem Rückflug war es eine Erfüllung! Durch die Annehmlichkeiten ging der Flug schnell vorbei und ruckzuck befanden wir uns bereits im Landeanflug über Los Angeles!
Am Flughafen in L.A. angekommen pochte mein Herz schon nach der ersten Berührung amerikanischen Bodens ein bisschen höher. Als ich dann durch die dicken Fenster des Terminals nach draußen sah und langsam realisierte, dass ich wirklich in Amerika war, musste ich weinen. Ich konnte es nicht fassen. Unser Traum war tatsächlich wahr geworden! Den Umstand meiner Gerührtheit konnte auch meine aufflammende Erkältung nicht trüben. Ich hatte bereits im Flugzeug Halsschmerzen bekommen und nun lief die Nase wie ein Wasserfall. Aber all das war in dem Moment ganz egal.
Aus meiner “Mein-Traum-ist-wahr-geworden-Trance” erwachte ich erst, als wir an der Passkontrolle ankamen. Eine Menschenschlange die in dieser Länge an einem anderen Flughafen dieser Welt ihres Gleichen sucht. Ganze zwei Stunden mussten wir anstehen bis ein Zollbeamter “Welcome to America” nuschelte und uns durch die Kontrolle winkte. Natürlich war das nicht die erste Kontrolle auf unserer Reise. Bereits in Deutschland und England mussten wir diverse Male durch Passkontrollen. So wurden wir in einer Kontrolle einem regelrechten Interview unterzogen. Wir wurden zu unseren Reiseplänen, unserer Arbeitsstelle und unseren Familien befragt. Dabei war Jens’ Arbeitsstelle am interessantesten. “Ahhh IBM! Very good!” 😉
Vom Flughafen aus wurden wir dann per Transferbus zu unserer Mietwagen-Station gebracht, wo wir die Qual der Wahl hatten. Eine ganze Stunde rangelten wir mit Asiaten, Europäern und Amerikanern um die besten SUVs. Irgendwann nach ca. einer Stunde hatten wir einen weißen Chevrolet ergattert.
In der mittlerweile eingetretenen Dunkelheit, fuhren wir in unser Motel. Alles war so wie ich es mir vorgestellt hatte. Es war einfach unglaublich! Die breiten Straßen, die Motels, die Fastfood-Schuppen. Nach kurzer Motelzimmer-Inspektion und Entladen des SUVs suchten wir einen Supermarkt. Das Plastikessen aus dem Flugzeug war mittlerweile verdaut und der Magen knurrte. In der Nähe fanden wir einen “711” (Supermarkt). Die Auswahl war übersichtlich. Wir beluden uns mit Nachos, Chips, gerösteten Bohnen, Sandwiches, Bier und Wasser. Während des Einkaufs trafen wir Dora, eine deutsche Auswanderin, die angab von Gütersloh nach L.A. gezogen zu sein. In einem kurzen Gespräch rie sie uns, hier bloß keine Geldbörse bei sich zu tragen. Das könnte man in dieser Gegend nicht “bringen”. Also machten wir uns ohne Umwege rasch wieder auf den Weg in unser Motel. Dort nahmen wir unsere opulente Mahlzeit ein. Kaum war der letzte Bissen verschluckt, fielen uns die Augen zu…
Tag 2
Inglewood – Venice – Hollywood
Am Morgen des 27.09.2015 starteten wir früh in Richtung Venice. Auf dem Weg dorthin hielten wir bei einem Diner, denn wir wollten unbedingt ein echt amerikanisches Frühstück testen! Wir hatten zuvor gelesen, dass man sowohl in einem Diner als auch in einem Restaurant – anders als in Deutschland – nach dem Essen aufsteht und seinen Platz für den nächsten Hungrigen frei macht. So warteten wir zunächst im Eingangsbereich des Diners und reihten uns in eine Schlange knurrender Mägen ein. Eine nette Bedienung nahm unsere Namen auf und schrieb uns auf eine Liste.
Nach gut 20 Minuten wurde uns ein Platz zugewiesen und wir studierten die Speisekarte. Kaffee gab es – wie erhofft und erwartet – so viel man wollte. Eine freundliche Bedienung ging mit einer dampfenden Kanne Kaffee umher und füllte die Tassen.
Wir ließen unsere Blicke schweifen. Neben uns saß ein etwas beleibtes Pärchen, beide schätzungsweise um die 40 Jahre alt. Vor beiden standen Unmengen von Tellern und was uns besonders beeindruckte, zwei Becher mit jeweils 1,5 Litern Icetea, welche bis zum Anschlag mit Eiswürfeln gefüllt waren. Das war unsere erste Begegnung mit den (h)eis(s) begehrten Eiswürfeln. Im Laufe der Reise stellten wir an fast jeder Ecke Automaten fest, an welchen man – oft auch gratis – Eiswürfel “all-you-can-lutsch” ziehen konnte. Für reisende Selbstversorger ein kurzer Tip zwischendurch: In fast jedem größeren Kaufhaus gibt es Kühlboxen für gerade einmal $15. Wir erwarben in den ersten Tagen eine solche Box, gaben Speis und Trank hinein und füllten die Zwischenräume jeden Tag mit frischen Eiswürfeln auf. In fast jedem Motel gibt es zudem auch einen Kühlschrank auf dem Zimmer, in welchem man die Nahrungsmittel über Nacht kühlen kann. Da wir uns am Ende von der Box nicht trennen wollten, nahmen wir sie kurzerhand mit ins Flugzeug. Sie ging sogar als Handgepäck durch!
Aber wieder zurück in unser Diner. Wir hatten uns für zwei große Omlettes mit Eiern, Gemüse und Biscuits entschieden. Da wir die beiden vorherigen Tage eher spartanisch gegessen hatten, war dies ein reines Festmahl. Allerdings schlug sich das auch preislich nieder, denn man muss wissen, dass das Frühstück in Amerika dem deutschen Abendessen gleicht. Mit ca. $25 bis $30 ist man somit für zwei Personen dabei. Aber es hat sich jedes Frühstück gelohnt, denn es machte uns so satt, dass wir teilweise erst Abends wieder Hunger hatten und den Rest des Tages somit Geld gespart haben.
Nach dem Frühstück fuhren wir nach Venice. Bei 30 Grad im Schatten stürzten wir uns zunächst einmal in die Fluten und erholten uns von der anstrengenden Mahlzeit bei einem Nickerchen im warmen Sand.
Der Strand war wunderschön und so, wie man ihn immer mal wieder im TV sieht. Schönheiten auf Rollerblades, Beach Rescue Boys, Basketballspieler, Bodybuilder am Muscle Beach…
Natürlich konnten wir es uns nicht entgehen lassen, auch unsere Muskeln am Muscle Beach zu stählen! 😉
Auch die Venice Beach Promenade wollten wir uns nicht entgehen lassen. Der Spaziergang über den Ocean Front Walk war sehr beeindruckend. Überall konnte man Künstlern und Musikern bei ihrer Arbeit zusehen.
Am Nachmittag fuhren wir von Venice weiter nach Hollywood und bezogen das Hollywood Historic Hotel. Ein sehr schönes Hotel mit prachvoller Eingangshalle und Bildern von Hollywoodstars, welche die Flure schmückten. Bereits im Hotel kam Hollywood-Feeling auf und so fuhren wir gegen Abend zum Walk of Fame. Zunächst viel erwartend, wurden wir vor Ort etwas enttäuscht. Statt Prunk und Pracht, erwarteten uns schlichte Gebäude und nicht das Halligalli was wir vermutet hatten. So gingen wir den Hollywood Boulevard einmal hoch und runter und fuhren nach einem kurzen Einkauf wieder in unser Hotel.
Von den Marilyn-Monroe-Gedächtnis-Luftschächten wurde ich ziemlich überrascht… Jens hat das Ganze geahnt und fotografisch festgehalten! 😀
Nach Sandwich und Bier im Hollywood Historic Hotel, war das Ende des 2. Tages erreicht und wir stellten die Wecker für Tag Nummer 3.
Tag 3
Beverly Hills – Bel Air – Griffith Observatory – Amboy – Needles
Der 28.09.2015 ging in unserer Urlaubsgeschichte als der anstrengenste Tag ein. Wir brachen früh am Morgen, nach einem Snack im Hotelzimmer, auf. Zunächst fuhren wir nach Beverly Hills und bestaunten prachtvolle Villen und schönste Vorgärten. Unser Ziel war das “Spadena House” auch bekannt als “The Witch’s House”.
Das Haus wurde von einem Artdirector aus Hollywood designed und fällt unter die Kategorie der “Storybook Houses”. Wenn man das Haus von außen betrachtet, passt das noch so kleinste Detail. Man hat das Gefühl, mitten in einem Märchen zu sein und wartet nur darauf, dass die Hexe aus dem Fenster blickt. Da das Haus bewohnt ist, kann man es leider nicht von innen besichtigen.
Im Anschluss fuhren wir nach Bel-Air über den Mulholland Drive und schließlich zum Griffith Observatoy. Während der Fahrt über den Drive hielten wir an mehreren Aussichtspunkten, von welchen wir einen Überblick auf das karge Land einiger Canyon Parks hatten. Es war unglaublich heiß und der Landschaft konnte man die ewige Hitze bereits ansehen.
Vom Griffith Observatory hatten wir fantastische Aussichten. Wir konnten sowohl die Skyline von Los Angeles als auch die Hollywood Hills betrachten. Das interessante Innere des Observatorys konnten wir uns aufgrund der fortgeschrittenen Zeit jedoch nicht mehr ansehen.
Es gab soviel zu entdecken, dass wir völlig die Zeit vergaßen. So kam es, dass wir erst gegen 05:00 p.m. weitergefahren sind. Unser Weg führte uns über die historische Route 66 über Barstow, Amboy bis nach Neddles.
In Amboy konnten wir zwar einen kurzen Blick auf das berühmte “Roy’s Cafe” werfen, für Fotos war es aber bereits zu dunkel.
Am Ziel, einem Motel in Needles, angekommen, hatten wir seit dem Start beim Griffith Observatory stolze 273 Meilen zurückgelegt. Völlig fertig fielen wir in unser Bett und beendeten so den 3. Tag unseres Roadtrips.
Tag 4
Needles – Kingman – Seligman – Williams – Flagstaff
Um 08:45 a.m. starteten wir den 4. Tag unseres Roadtrips von Needles über die historische Route 66 Richtung Flagstaff. Auf dem Weg kamen wir durch die Städtchen Kingman, Seligman und Williams. In Kingman haben wir lediglich das Visitorcenter besucht und dann eine längere Pause in Seligman eingelegt.
Der Straßenrand in Seligman ist gesäumt von Souvenirläden, welche Andenken an die Route 66 in allen erdenklichen Ausführungen anbieten.
In einem der Läden sprachen wir mit dem Besitzer, welcher vor vielen Jahren mit seiner Frau nach Amerika ausgewandert ist und seinen Traum vom “Route 66 Souvenir Shop” wahr gemacht hat. Von ihm erhielten wir einige wertvolle Tipps für unsere weitere Reise.
Nach einer kleinen Mahlzeit und einem Espresso fuhren wir weiter über Williams bis nach Flagstaff.
In Flagstaff bezogen wir unser Hotel “Days Inn” und erledigten einige Einkäufe. Unsere Vorräte waren fast aufgebraucht und wir benötigten immer noch die bereits erwähnte Kühlbox! Diese erstanden wir dann für ca. $18 im Supermarkt “Goodwill”.
Am Abend besuchten wir die Brewing Company Flagstaff, wo wir bei Bier und Onionrings den Tag ausklingen ließen.
Tag 5
Flagstaff – Tusayan – Grand Canyon Park – Flagstaff
Am 30.09.2015 fuhren wir bereits um 07:00 a.m. auf der US-180 S Richtung Norden. Nach ca. anderthalb Stunden erreichten wir den Flughafen von Tusayan. Längeres hin und her überlegen hatte uns zu dem Schluss gebracht, dass wir einen Hubschrauberflug über den Grand Canyon buchen wollten. Wir betraten die Flughalle und nach kurzer Wartezeit buchten wir einen Hubschrauberflug über den South Rim! Der Flug sollte 50 Minuten dauern und wir hatten die Qual der Wahl, um wieviel Uhr wir abheben wollten. Flogen wir früh, waberte unter Umständen noch Nebel über dem Canyon, außerdem hatten wir ihn bis jetzt ja nicht mal vom Boden aus betrachtet. Flogen wir spät, würde es schon während des Fluges dämmern. Wir entschieden uns schlussendlich für den späteren Flug und fuhren zunächst zum Visitorcenter. Dort erhielt man allerhand Informationen über den Canyon und konnte sich einen kurzen Film ansehen. Statt den regulären Eintrittspreis zu zahlen, erwarben wir einen Park Pass. Dieser kostete zwar $80, doch hatte man damit Zugang zu allen staatlichen Nationalparks. Im Laufe unserer Reise hat der Pass sich mehr als bezahlt gemacht und ist absolut zu empfehlen!
Vom Visitorcenter aus fuhren wir dann in den Grand Canyon Park hinein und parkten auf Parkplatz 1. Von dort ging es dann per pedes weiter. Auf dem Weg zum South Rim kamen wir an einem weiteren Visitorcenter vorbei. Ein Fußweg führte uns zum Mather Point, von wo unsere Wanderung starten sollte. Mit pochendem Herzen kamen wir dem Rim immer näher. Unmengen von Menschen pilgerten in Richtung des Canyons. Und dann war es soweit! Nur noch ein Schritt und plötzlich sahen wir die gigantischen Ausmaße des Grand Canyons! Für einige Sekunden blieb uns die Luft weg. Der Anblick war so gewaltig, dass man das Bild in Gänze gar nicht aufnehmen konnte. Auch kann kein Foto der Welt die fantastisch anmutende Wirklichkeit wiedergeben.
Von dort konnte man auch den Einstieg zum Bright Angel Trail sehen, welcher sich durch das Tal des Canyons schlängelt.
Vom Mather Point wanderten wir immer am Rim entlang Richtung Westen. Wir kamen am Yavapai Point vorbei von wo aus wir die Gand Canyon Village ausmachen konnten.
Auf dem Weg begegeneten uns immer wieder Squirrels, die aufgeregt von Ast zu Ast hüpften. Eines war aber so lieb und hielt für mich einen Moment still.
Vom Rim aus konnte man auch die Phantom Ranch sehen. Diese war aber im September bereits geschlossen und konnte nicht mehr besucht werden.
Nachdem wir Grand Canyon Village erreichten, fuhren wir mit dem Parkshuttle zurück zu unserem Auto.
Wir mussten jetzt auf die Zeit achten, denn unser Hubschrauber würde nicht auf uns warten!
Wieder in der Flughalle angekommen, mussten wir uns einer Sicherheitsunterweisung unterziehen und bekamen Rettungswesten angelegt. Die Aufregung wurde immer größer und als wir auf den Flugplatz traten, pochte das Herz bis zum Hals!
Unsere sympathische Pilotin hob pünktlich ab und wies uns während des Fluges immer wieder auf Sehenswertes hin. Dazu bekamen wir einen deutschsprachigen Audioguide, der die Geschichte des Grand Canyons erläuterte.
So flogen wir zunächst gute 15 Minuten über Wald- und Graslandschaften.
Einige Sekunden vor dem Erreichen des Rims unterbrach der Audioguide und es begann stimmungsvoll “Also sprach Zarathustra” von Richard Strauss. Mit dem Höhepunkt des Liedes überflogen wir die Kante des Rims und befanden uns nun direkt über dem mächtigen Canyon! Das war ein unglaubliches Gefühl! Dieses Gefühl zu beschreiben ist unmöglich. Man muss es erleben.
Nach den unglaublichsten 50 Minuten unseres Lebens, landeten wir sanft wieder auf dem Flughafen in Tusayan. Da es bereits dämmerte, entschlossen wir uns zum Sonnenuntergang über den Desert View Drive bis zum Lipan Point zu fahren. Dort fanden wir ein Plätzchen mit dem perfekten Blick auf die untergehende Sonne. Eine Zeit lang saßen wir schweigend nebeneinander und blickten zum Horizont. Nach einer Weile war die Sonne hinter einer Erhebung des Canyons versunken und sofort kam eiskalter Wind auf. Das Wetter hatte sich innerhalb von Minuten stark verändert. Ich wollte gerade aufstehen, da hielt Jens mich zurück und sagte, er müsse mich noch etwas fragen. Plötzlich schlug mein Herz höher, ohne den genauen Grund zu kennen. Jens zauberte ein kleines Kästchen aus seiner Hosentasche hervor und ca. 60 cm vor dem steilen Abgrund des Canyons hielt er um meine Hand an. Ich sagte “Jaaaa!” und fiel ihm um den Hals. Natürlich passte ich auf, dass ich meinen Verlobten nicht direkt die Schlucht hinab schubste. 😉 Er steckte mir einen wunderschönen Ring an und als frisch verlobtes Paar fuhren wir in der bereits eingetreten Dunkelheit zurück Richtung Flagstaff.
Ab diesem Tag hatte ich dann auch wieder etwas zu planen!
Tag 6
Flagstaff – Wutpaki National Monument – Sunset Crater Volcano National Monument – Monument Valley – Bluff
Den 6. Tag unserer Reise begannen wir mit einem “kontinentalen Frühstück” im Eingangsbereich des Hotels. Es gab Kaffe, Waffeln, Toast und Marmelade. Das klingt zwar spartanisch, ist aber für den Start in den Tag ausreichend und vor allem mit im Zimmerpreis enthalten. Diese Art von Frühstück haben wir in einigen Hotels erlebt. Opulenter wurde es eigentlich nie, aber wie gesagt, für den Start in den Tag reichen uns auch zwei Tassen Kaffe und eine Waffel mit Sirup.
Bevor wir Richtung Monument Valley aufbrachen, mussten wir dringend tanken. Das war eine Herausforderung, denn in Amerika muss man meist vor dem Tanken die Füllmenge angeben und diese auch bezahlen. Also rechneten wir erst einmal aus, was unser Auto wohl an Benzin aufnehmen würde. Dann tankten wir los. Und DAS kam dabei heraus:
Mit unseren 6.666 Gallonen Sprit verließen wir dann die Route 66 und fuhren über die 89 Richtung Norden. Wir kamen am Wutpaki National Monument vorbei und entschlossen uns spontan einen Abstecher in den Park zu unternehmen.
Dort konnten wir auch einen schönen Blick auf den Sunset Crater Vulkan werfen. Die Oberfläche des Vulkans schien mit einer Schicht feinen Staubes belegt zu sein und sah so fast surreal aus.
Rechts und links neben der Straße lagen große Brocken schwarzen Vulkangesteins – auch Lavastrom genannt. Selbst in dieser scheinbar kargen Landschaft wuchsen Bäume und Sträucher. Einigen Bäumen konnte man den letzten Vulkanausbruch sogar noch ansehen.
Ein Aussichtspunkt im Park erlaubte sogar einen Blick auf die weitentfernte Painted Desert.
Leider war es sehr windig und die Sicht in die Ferne etwas getrübt, aber eine leichte Farbänderung der Wüste konnte man ausmachen.
Auf dem Weg durch den Park besichtigten wir mehrere Wutpaki Pueblos. Dabei handelt es sich um Häuser aus rotem Stein, deren Alter auf ca. 2000 Jahre geschätzt wird.
Im Visitor Center des Wutpaki National Monuments sprach uns ein Ranger an. Er fragte, ob wir aus Deutschland seien und als wir das bejahten, erzählte er uns, dass er ein großer Fan von “Rammstein” sei. Er fing lauthals an ein Lied zu schmettern und musste darüber lachen, denn er konnte sichtlich kein Deutsch und nuschelte einfach ein paar Wörter aufs Geratewohl. Es war eine so witzige Situation, dass wir plötzlich alle lachen mussten. Mitten im Nirgendwo singt ein Ranger mit augenscheinlich indianischen Wurzeln einen Rammstein-Song!
Auf der Fahrt konnten wir sogar einen Blick auf zwei Cowboys in Aktion erhaschen! Leider sollten das auch die einzigen beiden auf unserer Reise bleiben…
Nach der sehr sehenswerten Besichtigung des Parks fuhren wir zurück auf die 89 und bogen kurz vor dem Flughafen von Tuba City auf die 160 ab. Dieser mussten wir dann noch ganze 161 Meilen folgen, bis wir den Eingang des Monument Valleys erreichten. Im Laufe der Fahrt änderte die Landschaft mehrfach ihr Gesicht. Von der kargen dunklen Umgebung war, je näher wir der Navajo-Nation-Reservation kamen, nichts mehr zu sehen. Die Ferne erstrahlte in roten und hellbraunen Tönen und wirkte warm und friedlich. Hier und da waren bereits Tafelberge zu sehen, die sich gewaltig aus der Erde erhoben.
Da es sich beim Monument Valley nicht um einen staatlichen Nationalpark handelt, kamen wir mit unserem Park Pass nicht weiter. Wir zahlten die geforderten $20 für den Eintritt in den Park und besichtigten zunächst das Besucherzentrum, von dessen Eingang wir schon eine wunderschöne Sicht auf die berühmten Tafelberge hatten. Da es bereits 05:00 p.m. war, fuhren wir nach einem kurzen Stop auf den Monument Valley Loop. Dabei handelt es sich um eine unbefestigte Straße, die einmal um die sehenswertesten Tafelberge herumführt. Allein diese Straße zu befahren ist ein Abendteuer! Ein Schlagloch folgt dem nächsten und es staubt wie verrückt! Aber es macht einen Wahnsinnsspaß und man hat immer wieder tolle Ausblicke.
Ich konnte einfach nicht widerstehen, mich auf dem John Ford Point auf einem indianischen Pferd ablichten zu lassen. Ein tolles Gefühl war es, auf dem Pferderücken die Aussicht zu genießen.
Beim Artist’s Point genossen wir dann den Sonnenuntergang. Kurz nachdem die Sonne hinter den Tafelbergen untergegangen war, zog ein heftiger Wind auf, so dass wir schleunigst mit dem Auto den Ausgang des Parks ansteuerten. Wieder begaben wir uns in ein Abendteuer, denn die unbefestigte und mit Schlaglöchern übersäte Straße war nun stockfinster. Wir hatten nur das Abblendlicht unseres Autos um schadenfrei die “Straße” zu verlassen…
Wir verließen das Navajo-National-Reservat und fuhren über die 63 zum Mokee Motel in Bluff. Dort empfing uns eine nette ältere Dame und wies uns ein Zimmer zu. Nach einem kurzen Snack im Motelzimmer, beendeten wir den ereignisreichen Tag Nummer 6.
Tag 7
Bluff – Mexican Hat – Antelope Canyon – Page – Wahweap NP – Big Water
Zu Beginn des Tages besuchten wir den Sand Island Point, kurz hinter Bluff. Dort konnten wir an einer Felswand indianische Wandmalereien sehen, welche zwischen 300 und 3000 Jahre alt sind. Von diesem Ort haben wir zufällig bei unseren Urlaubsplanungen erfahren. Er ist weder ausgeschildert, noch bei Google Maps zu finden und deswegen ein echter Geheimtipp! 😉
Von Bluff aus fuhren wir nach Mexican Hat.
Bereits einige Meilen vor der Stadt erfuhren wir, woher die Stadt ihren Namen hatte.
Über der Stadt erhob sich ein Berg auf dessen Spitze ein großer Stein lag. Aus der Entfernung sah es aus, als stünde auf dem Berg ein Mexikaner mit einem Sombrero auf dem Kopf!
Auf dem Weg zum Berg, den wir zu Fuß zurücklegen mussten, entdeckte ich folgende Eindrücke im Sand:
Die Spuren waren sehr beeindruckend, denn sie waren so groß wie die Innenfläche meiner Hand! Vermutlich stammten sie von einem besonders großen Coyoten.
Danach fuhren wir nach Mexican Hat und suchten uns erst einmal ein Diner, denn der Hunger war groß und gefrühstückt hatten wir an diesem Morgen noch nicht. Im “Olde Bridge Grill Caf” machten wir dann einen originellen Fund. In diesem Diner mitten in Mexican Hat stand neben einigen anderen Bieren von Welt ein echtes “Herrenhäuser”. Ein kleiner Gruß in die Heimat!
Von Mexican Hat aus starteten wir nach unserem ausgiebigen Frühstück Richtung Page. Bereits vor der Stadt befanden sich die Parkplätze für Besucher des Antelope Canyons. Wir hatten nun die Qual der Wahl. Wollten wir den Upper oder den Lower Canyon besichtigen?!
Ich hatte vor der Reise bereits viele Male die berühmten “Beams” auf Fotos gesehen, die man um die Mittagszeit wundervoll im Upper Canyon würde sehen können. Der Lower Canyon hingegen hatte auch tolle Felsformationen zu bieten.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass wir gar nicht wussten wieviel Uhr es ist! Wir hatten zu Beginn der Reise auf Jens’ Armbanduhr die deutsche Zeit belassen, auf meiner Armbanduhr die örtliche Zeit eingestellt und diese immer wieder mit der Uhr im Auto abgeglichen. Wir hatten zudem bedacht, dass sich die Zeitzonen ändern, wenn wir die Bundesstaaten wechseln. Aber wenn man innerhalb von zwei Tagen durch mehrere Staaten fährt, weiß man irgendwann nicht mehr, welche Zeit die richtige ist! Zum Glück hatten die Navajos eine funktionsfähige, korrekt gestellte Wanduhr. So kam es, dass es gar nicht 02:00 p.m. – wie von uns angenommen – war, sondern erst 12:00 a.m.! Aus diesem Grund entschieden wir uns dann doch für die einstündige Führung durch den Upper Canyon und hofften ein paar “Beams” bestaunen zu können.
Zu acht wurden wir von einem freundlichen ca. 25 Jahre alten Navajo abgeholt. Er erklärte uns, dass wir nach einer etwa 10-minütigen Fahrt den Eingang des Canyons erreichen würden. Er würde uns dann etwa eine dreiviertel Stunde durch den Canyon führen und uns auf die besten Motive für unsere Fotos hinweisen.
Nach Ankunft am Canyon betraten wir den schmalen Eingang und hatten sofort einen wunderschönen Blick auf die ersten Felsformationen.
Der Reiseleiter hielt was er versprach und wies uns immer wieder auf lohnensw erte Fotomotive hin. Ab uns zu griff er sogar selbst zu unseren Kameras und knipste für uns aus den unglaublichsten Ecken einige wunderschöne Bilder. Dazu spielte er auf einer Flöte, deren Klang im Canyon widerhallte.
Gute zwanzig Minuten schlängelten wir uns durch den Canyon, bis wir wieder ins Freie traten. Wir befanden uns am Ende des Canyons. Dort spielte der Reiseleiter einige Minuten auf seiner Flöte und wir knipsten munter weiter unsere Fotos.
Auf dem Rückweg wurden wir angewiesen schneller zu gehen, damit andere Besucher in Ruhe ihre Bilder schießen konnten. Nach gut 15 Minuten kamen wir wieder an unserem Geländewagen an, der uns zurück zum Parkplatz brachte.
Leider konnten wir auf der Führung keine “Beams” sehen. Die Mittagszeit war zwar angebrochen, aber da es bereits Oktober war, stand die Sonne nicht direkt über den Öffnungen des Canyons.
Aber trotz der Jahreszeit und des sehr teuren Eintritts war es die Reise zum Upper Antelope Canyon wert!
Wir können diesen Ausflug nur empfehlen! Wem eine Stunde zu knapp ist, der kann auch eine Fototour buchen. Dabei kann man in Ruhe seine Fotos schießen und hat auch ohne Reiseleiter noch etwas mehr Zeit zum entdecken. Natürlich schlägt der Spass in Sachen Kosten ziemlich zu buche…
Nach dem Canyon-Abenteuer fuhren wir weiter bis nach Page. Dort befindet sich der Glen Canyon Dam, durch welchen der Colorado River gestaut wird. Durch die Stauung entsteht der Lake Powell, der zweitgrößte Stausee der USA. Nach der Besichtigung der Staumauer suchten wir uns am See ein lauschiges Plätzchen für ein ausgiebiges Sonnenbad. Wer kann schon von sich behaupten im Colorado River geschwommen zu sein!? 😛
Gegen Nachmittag haben wir noch einige Einkäufe erledigt und sind über die 89 nach Big Water gefahren. Dort quartierten wir uns in der “High Desert Lodge” ein. Wir hatten das Glück in diesem sehr schönen Hotel im “Pferdezimmer” nächtigen zu dürfen. Pferde wohin man sah! Ob auf Bildern, auf der Bettdecke oder Figürchen auf dem Fensterbrett… Im Laufe unseres Aufenthaltes fanden wir heraus, dass jedes Zimmer unter einem anderen Motto gestaltet war.
Nach den letzten Abendessen, die meist aus Sandwich und Chips bestanden, gab es heute mal ein Festmahl! Vor dem Motel stand ein Wohnmobil, welches zu einer Frittenbude umgebaut worden war. Durch ein kleines Fenster des Frittenmobils schaute eine dickbusige taffe Amerikanerin und nahm die Bestellungen auf. Wir entschieden uns für das Angebot des Tages: Ripeyesteak mit baked Potatoes und Salat. Schon als wir das Angebot auf einem Schild lasen, lief uns das Wasser im Mund zusammen! Mit Genuss verputzten wir unser Mahl und beendeten den wieder sehr eigenisreichen Tag Nummer 7.