Eine Starthilfe für Weltreisende

Wieso, weshalb, warum? Wer richtig plant hat Mumm!

Eine Starthilfe für zukünftige Weltenbummler

 

Im Oktober 2015 fuhren wir mit unserem gemieteten SUV über die Route 1 von San Francisco nach Los Angeles. Mein Blick schweifte in die Ferne, ich realisierte, dass unsere Reise sich dem Ende zuneigt. Wundervolle drei Wochen langen hinter uns, in denen wir eine unglaubliche Landschaft erleben durften.

Uns wurde klar, dass auch nach einem dreiwöchigen Trip unser Reisehunger nicht gestillt sein würde. Das Gegenteil war der Fall, wir waren gerade erst auf den Geschmack gekommen…

Bereits nach ein paar Stunden zurück in der Heimat, beschlossen wir eine längere Reise zu planen. Schnell waren wir uns einig, es sollte eine Backpackingreise durch die Welt werden.

 

Nach den letzten Monaten der intensiven Planung war es dann endlich soweit: raus aus unserer Komfortzone, rein ins Abenteuer! Die sichere und trockene Wohnung, das warme – wanzenfreie – Bett und die bestens ausgerüstete Küche. Bereit für Campervan, Gaskocher, Schlafsack und Co!

In diesem Artikel erzähle ich Dir wie wir an unsere Planungen herangegangen sind, was wir gelernt haben und was es zu beachten gilt.

Aller Anfang ist..?

Schwer zunächst überhaupt mal einen zu finden!

Hilfreich bei der Planung einer Reise, sei sie nun kurz oder lang, ist es, sich gewisse Fragen zu stellen. Oft ist es einfach und übersichtlich, sich relevante Fragen und persönliche Antworten auszudenken und zu beantworten.

Nachfolgend habe ich einige Fragen aufgeführt, die uns geholfen haben die Reise zu planen:

 

#1 Wie lange?

Die allererste Frage die wir uns stellten, war die nach der Dauer unserer Reise.

Folgende Fragen sollte man sich stellen:

  1. Wie lange möchte ich von Zuhause weg sein?
  2. Welche Verpflichtungen habe ich Zuhause? Bin ich vielleicht für die Pflege von Angehörigen und/oder Kindern zuständig?
  3. Wie kann ich die Auszeit mit meinem Job vereinbaren? Gibt es ggf. die Möglichkeit eines “Sabbatjahres”?
  4. Muss ich für die Zeit der Reise meine Wohnung untervermieten oder gar kündigen?
  5. Was geschieht mit meinem PKW?
  6. Wohin mit meinem Haustier für die Zeit x?
  7. Was passiert mit meiner Post?

Die Antworten auf diese Fragen können Dich brutal in die Realität zurückholen und die Dauer der Reise extrem beeinflussen.

Bei uns hatte die Beantwortung der Fragen die ernüchternde Konsequenz, dass wir nicht ein Jahr, sondern drei Monate auf Weltreise gingen. Ausschlaggebend war vor allem die zeitliche Trennung von unserer Familie. Aber auch unsere Jobs spielten natürlich eine entscheidende Rolle.

Da wir uns entschieden sowohl unsere Autos als auch unsere wunderschöne Wohnung in Hildesheim zu behalten, wäre – ohne ein monatliches Grundeinkommen – eine längere Reise sehr schwierig geworden.

 

#2 Wohin?!

Die nächste Frage forderte die Antwort auf das Ziel der Reise. “Wenn wir schon einmal so lange Zeit haben, dann muss das Ziel auch etwas Besonderes sein!”. Das waren meine Worte. Aber was meine ich denn nun damit? Die Welt hält so viel Wunderbares bereit, dass man sich einfach schlecht entscheiden kann. Den Traum des Westküsten-Roadtrips durch die USA hatten wir uns bereits im Jahr 2015 erfüllt. Tatsächlich brauchten wir mehrere Monate, um uns für Ziele zu entscheiden.

Dabei gingen wir so vor:

  1. Wir fragten Bekannte, Verwandte und Freunde nach ihren Erfahungen und Erlebnissen.
  2. Wir recherchierten im Internet, stöberten auf Reisebloggs und lasen Reiseführer.
  3. Wir kontaktierten STA-Travel und ließen uns von einer Reiseexpertin beraten.

Schließlich besannen wir uns auf Altbewährtes: Brainstorming.

  1. Was wollte ich schon immer einmal sehen?
  2. Mag ich lieber den Strand, Berge oder die Wüste ect.?
  3. Möchte ich wandern oder faulenzen?
  4. Soll es ein Backpackingurlaub oder eine Pauschalreise werden?
  5. Möchte ich in einer Gruppe oder alleine verreisen?
  6. Möchte ich im Bus, Zug, Mietwagen oder Campervan unterwegs sein?

Ich für meinen Teil wollte schon immer mal einen Regenwald sehen. Jens interessierte sich schon lange für die Landschaften von Neuseeland. Gemeinsam lieben wir das Wandern und hatten schon lange vor mal eine Backpackingtour zu machen.

Braingestormte Antworten auf ein Blatt Papier gekritzelt und überlegt: “Wo gibt es all diese Dinge?”

Die Antwort fiel nicht schwer: Australien! Und was liegt unweit davon entfernt? Neuseeland! “Und wenn wir schon mal da sind… nehmen wir doch gleich die Fidschis mit!” Das sollte zunächst nur ein Scherz sein, aber eine Freundin brachte uns darauf, dass wir so schnell vermutlich nicht mehr in der Nähe dieser wunderschönen Inseln seien würden. Recht hat sie!

Unsere Reiseberaterin bei STA legte uns darüber hinaus noch Bali ans Herz: “Also wenn Ihr schon auf dem Weg nach Australien seid, dann macht doch da einen Stopp. Dann dauert der Flug auch nicht so lange…”.

Und so setzte sich langsam unsere Reiseroute zusammen.

Bali – Australien – Fidschi – Neuseeland

#3 Wie viel?

Sicher wundert Ihr Euch, wieso ich erst jetzt zu den Kosten komme. Meist steht dieser Punkt bei Planungslisten ganz oben, doch bei uns ist das anders. Wir sind der Meinung, dass Ihr Euch zunächst überlegen solltet wie lange Ihr wohin möchtet. Erst wenn Ihr das wisst, könnt Ihr Euch mit den anfallenden Kosten auseinandersetzen. Wir haben dafür eine Excel-Liste erstellt, in welcher wir das auch noch so kleinste Detail aufgeschrieben haben. Am Ende kam eine Summe heraus, bei deren Anblick ich kurz ins Stocken geriet. Aber wir empfinden es als sehr wichtig. einen genauen Überblick über die Kosten zu haben. Nur so wird man später nicht unangenehm überrascht.

Die Frage sollte lauten: “Wie komme ich an das Geld, welches ich für meine Reise brauche?” und nicht “Wohin und wie lange kann ich verreisen mit dem Geld, das ich habe?”. Denn das würde ja bedeuten, dass Ihr Euch von Eurem Geld “vorschreiben” lasst, was Ihr von der Welt seht. Das darf nicht sein und deswegen solltet Ihr einen Plan haben.

 

1. Überblick verschaffen

Einen ersten guten Überblick über die Kosten kann man sich mit Hilfe des Internets verschaffen. Wir nutzen folgende Seiten, um uns über Preise zu informieren:

 

Für Unterkünfte:

 

Für Flüge:

 

Wir haben über einen längeren Zeitraum mehrfach auf den entsprechenden Seiten nach relevanten Flügen und Unterkünften gesucht. Die Preise haben wir mit Datum in eine Tabelle eingetragen und hatten so einen Überblick über die preisliche Entwicklung. Denn insbesondere bei Flupreisen geht es oft zu wie an der Börse. Ist der Flug heute eher günstig, kann er morgen schon wieder doppelt so teuer sein.

 

Diese Liste zeigt die preisliche Veränderung für einen Flug von Hannover bzw. Frankfurt am Main nach Denpasar:

Datum der Abreise Start Ziel Stand 29.12.2016 Stand 11.01.2017 Stand 18.01.2017
10.08.2017 Hannover Denpasar/Bali 450 Euro 600 Euro 600 Euro
10.08.2017 Frankfurt/Main Denpasar/Bali 500 Euro 600 Euro 600 Euro

 

In einer Phase, in der die Flüge preiswert waren, sind wir zu STA Hannover gefahren und haben gebucht.

Sicher könnt Ihr die Flüge auch über das Internet buchen, jedoch kann man dort auch schnell mal einen Fehler machen. Denn was in vielen günstigen Preisen nicht mit eingerechnet ist, ist das Gepäck. Hätten wir die Flüge für Australien, die Skyscanner so preisgünstig anbot, selbst gebucht, hätten wir unser Gepäck zurücklassen oder für teures Geld extra zahlen müssen.

Um solchen “Fallen” nicht auf den Leim zu gehen, entschlossen wir uns sowohl die Flüge als auch die Camper, die Safari und die Reise auf den Fidschis bei STA zu buchen.

Wieviel Planung uns alleine dadurch abgenommen wurde ist enorm! Denn bucht man die Flüge und die Camper selbst, muss gewährleistet sein, dass auch alle Ankufts- und Abflugzeiten zueinanderpassen…

 

2. Geld verschaffen

Ihr habt Euch nun einen ersten Überblick über die Kosten verschafft und seht, dass Euer Erspartes nicht ausreicht?

Es kommt natürlich in erster Linie darauf an, wie Ihr lebt und welcher Beschäftigung Ihr nachgeht. Arbeitet Ihr Vollzeit und habt einen eigenen Haushalt? Oder wohnt Ihr in einer WG und studiert? Ein “Allheilmittel” gibt es nicht, aber wenn man sich an den ein oder anderen Tipp hält, klappt es vielleicht mit dem Sparen.

Hier mal ein paar Beispiele wie ich es mache:

 

Fragen stellen.

Die wichtigsten Fragen die ich mir stelle, bevor ich etwas kaufe, lauten: “Brauche ich das WIRKLICH? Macht es mich GLÜCKLICH, wenn ich es habe?”.

Lautet die Antwort “Nein” oder kann ich gar nicht genau sagen, warum ich es haben möchte, kaufe ich es NICHT.

 

Prioriäten setzen.

Ich kann als “Otto-Normal-Verdiener” keine Weltreise machen und trotzdem den fettesten Flatscreen, die nigelnagelneue Ledercouch oder den amerikanischen “Eiswürfel-machenden-super-Kühlschrank” besitzen. Da mir das Reisen und die damit gewonnen Eindrücke und Erlebnisse wichtiger sind als alle materiellen Besitztümer, habe ich einen zehn Jahre alten Fernseher, eine kaputte Kunstledercouch und einen Einbaukühlschrank der ständig riesige Eisschollen an der Rückwand produziert. Das nehme ich aber gerne in Kauf.

 

Nicht immer alles sofort. Preise vergleichen.

Wenn ich WIRKLICH mal etwas Hochpreisiges benötige, suche ich mir zuerst Angebote heraus. Ich vergleiche Preise und beobachte oft über Wochen die preisliche Entwicklung. Jüngstes Beispiel: Ich liebe Icebreaker! Die Sachen sind von hoher Qualität, sie sitzen gut und es werden natürliche Rohstoffe verwendet. Natürlich sind die Preise dementsprechend hoch. Ich brauchte für die Reise dringend eine warme Hose, da es insbesondere in Neuseeland gerade erst Frühling wurde, als wir dort ankamen. Ich habe mir eine Hose im Internet herausgesucht und sie über Wochen auf Amazon beobachtet. Kurz vor der Reise war sie 30 Euro günstiger, so dass ich sie bestellt habe.

 

Keine unnötigen Belastungen.

Manchmal stellt man mit Erschrecken fest, dass man viel zu viele Versicherungen besitzt, die teilweise sogar unnötig sind! Ich kontrolliere regelmäßig meine Ausgaben und stelle so fest, welches Geld ich für was ausgebe. So habe ich bereits die ein oder andere überflüssige Versicherung und Ausgabe erkannt und diese minimiert. Jens sagt immer “Versichere nur das, was Du aus eigener Tasche nicht ersetzen kannst.”. Damit hätte sich die Handy- oder die Brillenversicherung erledigt.

 

Wer günstig kauft…

Jeder hat den Spruch schon einmal gehört: “Wer günstig kauft, kauft zweimal.”. Früher habe ich das eher belächelt, aber leider habe ich in der Vergangenheit oft genug festgestellt, dass etwas an dem Spruch wahr ist. Bei vielen Dingen erwartet man eine hohe Qualität, wird aber oft enttäuscht. Leider sind heute “50 Euro” nicht mehr das, was einmal “50 DM” waren… Ich habe mir angewöhnt eher hochwertige Dinge zu kaufen, die dann entsprechend lange halten. So steht es zum Beispiel mit der Bekleidung von Icebreaker. Eine Garantie, dass alles ein Leben lang hält, hat man trotz höherer Preise natürlich trotzdem nicht.

 

Freizeit ist Freiheit.

Im Endeffekt denke ich mir “Lieber arm und glücklich, als reich und unglücklich.” Was nützt mir der größte Reichtum, wenn ich doch nicht das habe, was mich glücklich macht. Was nützt es mir, wenn ich drei Nebenjobs habe, aber gar keine Zeit, um zu reisen oder die freie Zeit zu genießen?

Brauche ich wirklich das 5*-Hotel oder tut es auch ein Hostel? Je nach Anspruch, kann man auch hier eine Menge Geld sparen. Wir leisten uns eher die günstigen und einfachen Unterkünfte, da wir dort lediglich schlafen möchten.

Wir haben beide Vollzeitjobs und versuchen mit dem Geld auszukommen, dass wir dabei verdienen. Denn die Zeit, die neben der Arbeit übrig bleibt ist, uns zu kostbar, als sie auch noch damit zu verbringen, noch mehr Geld zu verdienen. Dann möchten wir lieber sparsam leben und die übrige Zeit als Freizeit genießen.

Wenn Du keinen Job hast, bei welchem Du genug verdienst, kommst Du sicher nicht umhin einen Nebenjob anzunehmen. Aber auch hier gibt es Alternativen die Spaß machen können. Je nach Interesse gibt es immer wieder die Möglichkeit kleine Jobs anzunehmen. Sei es als Servicekraft an der Theke oder im Einkaufsmarkt an der Kasse. Ich habe mal eine Weile nebenbei in einem Einkaufsmarkt an der Kasse gejobbt.

 

 

#4 Und jetzt?!

Wir hatten eine Route, wir wussten wie lange unsere Reise dauern wird und wieviel das Ganze in etwa kosten wird. Das war schon ein großer Schritt in Richtung geplante Weltreise. Ja… und jetzt?!

Bei so vielen verschiedenen Zielen kam ich schon ein wenig ins Straucheln. Schließlich hatte ich bis dato Reisen mit einem oder zwei Zielen für maximal drei Wochen geplant. Zunächst hatte ich eine Planungsflaute. Die Menge an Informationen erschlug mich regelrecht. Aber mit ein bisschen Organisation hat es dann doch funktioniert und richtig Spaß gemacht!

Hier ein paar Tipps für die weitere Planung:

  1. Zunächst einmal für Übersicht sorgen. Dafür bietet es sich an, eine Datei anzulegen, in welcher Du alle gesammelten Informationen speicherst. Dafür eignet sich zum Beispiel OneNote oder Google Docs. Ich würde – für den Fall einer Reise in mehrere Länder – für jedes Land ein separates Dokument anlegen.
  2. Wenn Du mit jemandem zusammen verreist, könnt Ihr Euch die Informationsbeschaffung der Länder aufteilen. Entweder sammelt jeder Informationen über sein Lieblingsland oder Ihr spielt Schnick-Schnack-Schnuck.
  3. Nach geeigneten Reiseführern schauen. Wir haben uns für Lonely Planet, Reise-Now-How und Marco Polo entschieden. Über die “normalen” Reiseführer hinaus, können wir die “Gebrauchsanweisungen” des Piper-Verlages empfehlen. Man bekommt einen prima ersten Einblick in die Kultur und die Geschichte des jeweiligen Landes. Unser Favorit unter den Autoren ist Joscha Remus. Bereits nach den ersten Zeilen seiner “Gebrauchsanweisung für Australien” möchte man in den Flieger steigen…
  4. Das Preisevergleichen sollte zum allabendlichen Ritual werden. Wir haben zum Beispiel auch schon vor unserer Reise in die USA jeden Abend auf dem Sofa einen kurzen Blick auf die aktuellen Preise der Unterkünfte geworfen. War es gerade besonders günstig oder sogar im Angebot, haben wir zugeschlagen.
  5. Ich habe mir ein kleines Heftchen angelegt, in welchem ich Infos sammele, die mir Freunde, Kollegen oder Bekannte geben. So kann ich immer direkt die wertvollen Vorschläge aufschreiben.
  6. Sehr nützlich ist die Website des Auswärtigen Amtes. Dort werden allerhand Informationen zu sämtlichen Ländern bereitgehalten. Man kann dort auch etwas über die aktuellen Gefährdungslagen und die empfohlenen Schutzimpfungen erfahren. Apropos Schutzimpfungen: Wir haben uns für diese Reise gegen Hepatits A, Thyphus und Tollwut impfen lassen. Es empfiehlt sich, dieses Thema möglichst früh in Deine Planungen miteinzubeziehen, denn manche Impfungen wie zum Beispiel Tollwut benötigen mehrere – hier insgesamt drei – Injektionen. Dazu kommt, dass der Wirkstoff erst einmal ausreichend Schutz bieten muss. Da können nochmal einige Tage vergehen. Die besten Informationen diesbezüglich erhältst Du bei Deinem jeweiligen Gesundheitsamt.

 

Natürlich gibt es noch viele weitere Themen rund um die Reisevorbereitung. Aber um einen Einstieg in die erste Planungsphase zu bekommen, sollen unsere Tipps eine kleine Starthilfe leisten.

 

4 Gedanken zu „Eine Starthilfe für Weltreisende

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