Skandinavien-Roadtrip – Norwegen Teil VI

Holiday on Ice

Gletscherwanderung auf dem Tunsbergdalsbreen

Der 11.06.2018. Der Tag der Tage! Das nördlichste Ziel unserer Reise war erreicht und damit stand auch die Erfüllung eines lang gehegten Traumes kurz bevor: eine Gletscherwanderung!

Ausgesucht hatten wir uns für das “erste Mal” auf dem Eis den Tunsbergdalsbreen. Die größte Gletscherzunge Norwegens.

Um 09:00 Uhr trafen wir uns mit Michael am Breheimsenteret, von wo aus wir ca. 30 Minuten mit dem Auto bis zur Staumauer des Tunsbergdalsvatnet brauchten.

Bevor unsere Wanderung jedoch auf  dem Eis starten konnte, hatten wir noch 7 Kilometer über den See und ca. 3,5 Kilometer per pedes über Land zurückzulegen. Für die Überquerung des Sees wählten wir Kajaks.

Michael stattete uns mit den benötigten Gegenständen aus, dann ging es los. In Doppelkajaks paddelten wir mit sechs anderen Personen und Michael einmal über den gesamten Gletschersee.

Rechts und links taten sich fantastische Blicke auf die umliegenden Berge auf. Wasserfälle rauschten ringsherum, gespiesen von Schmelzwasser. Sonst: Stille.

Ein Wiesel blickte neugierig zu uns hinab und ließ uns nicht mehr aus den Augen.

Je näher wir der Stelle kamen, an der das Schmelzwasser des Gletschers in den See mündete, desto türkiser wurde die Farbe des Wassers.

Nach gut 1,5 Stunden kamen wir auf der anderen Uferseite an, wo wir uns erst einmal eine Brotzeit gönnten.

Über einen unbefestigten “Weg” wanderten wir ca. eine Stunde, bis wir schließlich am unteren Ende des Gletschers ankamen. Der Weg dorthin mäanderte an einem reißenden Fluss entlang, der durch das Gletschermehl matt-türkis gefärbt wurde.

In dem Moment, in dem ich das erste Mal den Gletscher sehen konnte, machte mein Herz einen Hüpfer. Ich konnte nicht mehr aufhören zu grinsen, so dass mich Jens fragte, ob alles okay sei…

Wir bekamen von Michael Steigeisen und Eispickel und mein Adrenalinpegel stieg und stieg…

Die erste Herausforderung bestand darin, eine geeignete Stelle für den Eintritt in den Gletscher zu finden. Das Geröll um den Gletscher herum, unter welchem sich bereits meterdick Eis befand, war lose und ließ uns immer wieder wegrutschen.

Nach ein paar Minuten hatte Michael eine geeignete Stelle gefunden und wir betraten das erste Mal das Eis. Es war ein unglaubliches Gefühl. Das Eis bestand nicht aus einer glatten, ebenen Fläche. Vielmehr erschien es wie eine Millionen kleiner Eiswürfel – die miteinander verbunden – eine Fläche ergaben. In der Sonne glitzerten die Würfel türkisblau. Dazwischen fanden sich Schneeschichten, in denen das Licht gebrochen und azurblau widergespiegelt wurde.

Michael betrat eine Gletscherspalte und fing an, rechts und links schmale Stufen in das Eis zu schlagen. Nach und nach betraten wir die Spalte und blickten am Ende eines schmalen Ganges in eine scheinbar endlose Tiefe.

In den Gletscherspalten konnten wir an einigen Stellen sogar in das Eis sehen. Wir konnten eingeschlossene Luftblasen im Eis erkennen. Absolut beeindruckend.

Am meisten überraschte uns Michael eine Weile später in einer breiten Gletscherspalte. Während er uns etwas über die schwarzen Ablagerungen im Eis erklärte, kramte er in seinem Rucksack und zog eine große Thermoskanne heraus. Als hätte es nicht noch besser werden können, gab es jetzt für jeden eine Tasse heißen Kakao!

Michael erklärte, dass die schwarzen Ablagerungen im Eis von Partikeln in den Schneeflocken kommen. Kleinste dunkle Partikel seien in den Schneeflocken vorhanden, die in dieser riesigen Masse, wie auf dem Gletscher, dann im entstandenen Eis sichtbar werden.

Danach setzten wir unsere Gletscherwanderung fort. Unterwegs entdeckten wir sogar einen erfrorenen Lemming. Der arme Tropf hatte, wie viele Kameraden von ihm, nach neuem Terrain gesucht. Leider hatte er sich für einen ungeeigneten Lebensraum entschieden und war dabei umgekommen…

Die nächste Herausforderung bestand darin, einen Abstieg zu finden. Mehrfach mussten wir umkehren oder wieder aufsteigen, da wir keinen geeigneten Weg vom Eis fanden. Nach einer ganzen Weile bahnte uns Michael mittels Hacke einen Abstieg.

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Nach dem Abstieg, der Wanderung und der Überquerung des Sees, kamen wir gegen 20:00 Uhr auf dem Jostedals-Campingplatz an. Auf dem Weg wurden wir sogar noch von einigen Schafen verfolgt, die mähend hinter uns herliefen.

Einer der beeindruckensten Tage meines Lebens lag hinter mir. Ein Traum hatte sich erfüllt. Ich hatte hautnah die Naturgewalten der Vergangenheit unserer Erde gespürt. Ich werde definitiv wiederkommen…

2 Gedanken zu „Skandinavien-Roadtrip – Norwegen Teil VI

  1. Tolle Bilder, die einen tiefen Eindruck hinterlassen. Das sieht überwältigend aus. Davon zehrt ihr sicher noch ganz ganz lange.

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